Auf dem Weg Europas in eine emissionsfreie Zukunft steht die Automobilindustrie im Mittelpunkt dieses Übergangs. Angesichts der ehrgeizigen Ziele der Europäischen Kommission arbeiten Hersteller, Forschungsinstitute und politische Entscheidungsträger gemeinsam an der Entwicklung nachhaltiger Elektrofahrzeuge, die strenge CO²-Reduktionsstandards erfüllen. Dieser Artikel zeigt, wie wichtig die Zusammenarbeit ist, um die Herausforderungen in Bezug auf Materialien, Prozesse und Infrastruktur zu meistern und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der europäischen Automobilindustrie zu gewährleisten.
Auf dem Weg zu null Emissionen: Der kollektive Wandel in der europäischen Automobilindustrie
Die Europäische Kommission (EK) hat sich zum Ziel gesetzt, dass alle in Europa neu zugelassenen Pkw und Transporter bis 2035 emissionsfrei sein sollen. Dies hat die Automobilindustrie unter erheblichen Druck gesetzt, da die neuen CO²-Normen auch eine Senkung der durchschnittlichen Emissionen um 55 % bis 2030 vorschreiben. Um die wachsende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen (EVs) zu befriedigen, die 25 bis 50 % der Fahrzeugproduktion ausmachen könnten, sind sofortige und innovative Maßnahmen in der Branche erforderlich.
Die Umstellung auf Elektroautos steht vor Herausforderungen, die über die Batterieproduktion, die Reichweitenangst und die Entwicklung der Infrastruktur hinausgehen. Dies sind zwar wichtige Anliegen, aber die Verknappung von Materialien und die Notwendigkeit, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen bei der Herstellung zu verringern, erschweren den Umstieg zusätzlich. Jedes Material und jeder Prozess, der an der Autoproduktion beteiligt ist, muss letztendlich weniger abhängig von schwindenden Ressourcen und fossilen Brennstoffen werden. Dies stellt eine Reihe komplexer Herausforderungen dar, die bewältigt werden müssen, um die Nachhaltigkeit der Elektroautoindustrie zu gewährleisten.
Die deutsche Forschungsorganisation Fraunhofer IWU hat dies erkannt und zusammen mit der von Bax betriebenen European Lightweight Clusters Alliance (ELCA) eine europaweite Initiative ins Leben gerufen. Vier der größten Automobilunternehmen in Europa haben sich der Initiative angeschlossen, da sie erkannt haben, dass die CO²-Ziele der Europäischen Kommission einen gemeinschaftlichen Ansatz erfordern, bei dem alle an einem Strang ziehen.
Das wirft die Frage auf: Warum können die europäischen OEMs (Original Equipment Manufacturers) nicht selbständig auf Netto-Null-Emissionen umstellen? Sie verfügen zwar über beträchtliche Ressourcen, aber sich allein darauf zu verlassen, ist mit Herausforderungen verbunden, insbesondere bei der Umstellung auf Sekundärmaterialien. Zu den wichtigsten Fragen gehören: Woher beziehen wir Sekundärrohstoffe? Wird ihre Qualität den Sicherheitsstandards entsprechen? Gibt es genug, um die wachsende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen zu decken? Die Rückverfolgung der Herkunft und des Lebenszyklus von Materialien ist von entscheidender Bedeutung, und die Wiederverwendung von End-of-Life-Materialien (EoL) ohne Recycling könnte revolutionär sein. Die Messung und der Vergleich zirkulärer Methoden sowie die Standardisierung stellen jedoch zusätzliche Hürden dar. Sollten Kreislaufverfahren intern oder durch Partnerschaften mit kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) entwickelt werden? Diese Herausforderungen unterstreichen die Notwendigkeit umfassender, kooperativer Strategien, um Netto-Null-Emissionen zu erreichen.
Die von Horizon Europe finanzierte Initiative von ZEvRA für nachhaltige Elektrofahrzeuge
Unter dem Aufrufthema „Kreislaufwirtschaftliche Ansätze für emissionsfreie Fahrzeuge“ zielt ZEvRA (Zero Emission electric Vehicles enabled by haRmonised circulArity) darauf ab, die Kreislauffähigkeit von Elektrofahrzeugen durch Design für Recycling und Wiederverwendung zu verbessern. Das Projekt zielt darauf ab, das Bewusstsein für die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft und der Lebenszyklusanalyse (LCA) im Bereich des sauberen Transports zu fördern, die Metriken der Kreislaufwirtschaft im Automobilsektor zu standardisieren und einen Prototyp eines Fahrzeugs zu entwickeln, das keine neuen Materialien verwendet.
Das Ziel von ZEvRA ist es, Europa auf dem Weg zu einer digitalen, kreislauforientierten und klimaneutralen Wirtschaft voranzubringen, die Abhängigkeit von Rohstoffen zu verringern und gleichzeitig Innovationen und Kompetenzen in der Kreislaufwirtschaft zu fördern. Das von der Europäischen Kommission mit 12 Millionen Euro finanzierte Projekt begann im Januar 2024 und hat eine Laufzeit von drei Jahren.
Förderung der Kreislaufwirtschaft bei der Herstellung von Elektrofahrzeugen
Die Ambitionen von ZEvRA sind weitreichend und zielen darauf ab, den Wert von Materialien zu erhalten und die Umweltauswirkungen von E-Fahrzeugen drastisch zu reduzieren. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, ein System zu schaffen, bei dem jede Komponente, jedes Material und jeder Prozess mit den Anforderungen an Kreislaufwirtschaft, Rentabilität und Leistung auf der gesamten Fahrzeugebene in Einklang steht.
Dieser Wandel wird durch die Forderung nach einer offenen, zirkulären Wertschöpfungskette vorangetrieben. Das Team für fortschrittliche Werkstoffe bei Bax trägt dazu bei, die Reichweite von Methoden der Kreislaufwirtschaft (CE) und emissionsfreien Lösungen zu maximieren. Wir werden eng mit Akteuren der Automobilindustrie zusammenarbeiten, um innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln, die die Einführung von Kreislauftechnologien vorantreiben und die Durchdringung des Sekundärmarktes verbessern. Die Rolle von Bax wird sich auf die Entwicklung von Strategien konzentrieren, die die Lebensdauer von Automobilkomponenten verlängern, Abfall reduzieren und die Ressourceneffizienz verbessern.
Die europäische EV-Industrie aufwerten: Förderung von Nachhaltigkeit, Innovation und globalem Einfluss
Mit 28 Partnern, die die gesamte Wertschöpfungskette des Designs, der Entwicklung und der Herstellung von Elektrofahrzeugen für leichte Nutzfahrzeuge in 11 Ländern abdecken, darunter vier der größten europäischen OEMs, setzt das ZEvRA-Projekt einen neuen Standard für die zukünftige Fahrzeugherstellung in Europa. Es will die Messlatte sowohl für die Kreislaufwirtschaft als auch für die Leistung höher legen.
Elektrofahrzeuge spielen eine zentrale Rolle bei der Reduzierung der Treibhausgasemissionen im Verkehr. Angesichts der steigenden Verkehrsnachfrage kann die europäische EV-Industrie eine entscheidende Rolle bei der Dekarbonisierung des Sektors spielen. Außerdem ist die Automobilindustrie eine wichtige Quelle für Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Indem wir die Branche in Europa halten, können wir Innovationen vorantreiben, Investitionen anziehen und hochwertige Arbeitsplätze in Produktion, Forschung und Entwicklung schaffen.
Die Beibehaltung einer starken Position auf dem Markt für Elektrofahrzeuge ermöglicht es europäischen Unternehmen, bei technologischen Fortschritten führend zu sein, was nicht nur dem Automobilsektor zugute kommt, sondern auch auf andere Branchen übergreift. Indem Europa mit anderen wichtigen Akteuren wie China konkurriert, kann es Einfluss auf globale Standards und Praktiken im Bereich der Nachhaltigkeit nehmen und internationale Abkommen, Vorschriften und Normen zur Förderung des Umweltschutzes und der nachhaltigen Entwicklung mitgestalten.
Die Autoren des Artikels möchten sich für die Finanzierung des ZEvRA-Projekts durch die Europäische Kommission unter der Finanzhilfevereinbarung Nº101138034 bedanken.
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